Franziska Elea

Was mich am Studieren hindert

Am Mittwoch morgen hatte ich einen Termin bei einer neuen Ärztin und erzählte ihr, dass ich nun seit gut 4 Monaten krank bin. Ich sagte, dass ich einfach keine Energie habe, mich 2 Stunden erholen muss, wenn ich kurz mit dem Hund Gassi war und dass ich nach einem stressigen Tag wieder 1 ganze Woche im Bett liege, weil ich total ausgepowert bin. Selbstverständlich hab ich in den letzten Monaten alles testen und überprüfen lassen: EKG, Blutbild, war beim HNO, habe Antibiotika etc. geschluckt und noch immer ist mein Zustand quasi unverändert.

Ich schilderte ihr, dass ich ziemlich genau seit Unibeginn darunter leide und deshalb das ganze Semester höchstens 10 mal anwesend sein konnte. Als sie daraufhin fragte, ob es vielleicht mit dem Studium zusammenhängen könnte,  fiel ich ihr direkt ins Wort. Natürlich möchte ich Anglistik unbedingt erfolgreich beenden, da ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, mich ohne Abschluss hauptberuflich ins Bloggen zu stürzen; das wäre viel zu riskant!

Sie fragte mich, ob ich denn überhaupt Lust hätte, zu den Vorlesungen zu gehen, da sie aus meinen Erzählungen heraushörte, dass ich eigentlich nur mit meinem Blog beschäftigt bin. Ich dachte darüber nach und mir wurde klar, dass ich eigentlich sowas von überhaupt nicht motiviert bin, Zeit in etwas anderes zu investieren, geschweige denn mich mehrere Stunden wöchentlich in die Uni zu setzen. Mit den Leuten dort kann ich ehrlich gesagt nicht besonders viel anfangen und so gerne ich die Sprache Englisch auch mag – was soll ich mit Phonetik, Linguistik und all dem Kram? Bin ich überhaupt bereit, irgendetwas zu studieren?
Mein Kopf sagt mir, dass ich das unbedingt machen muss und dass kein Weg daran vorbei führt, weil es für meine Zukunft sooooooooooooooo wichtig ist.  Alles in mir sträubt sich dagegen und gleichzeitig sieht mein Verstand keinen anderen Weg. Wenn ich so darüber nachdenke, wird mir eigentlich fast klar, warum ich seit 2 Wochen vor Beginn der Uni nicht mehr richtig auf die Beine komme. Nicht, dass ich simuliere oder mir das einbilde, ganz und gar nicht, die Symptome sind definitiv da!! Aber ich glaube an den psychodynamischen Zusammenhang, wie sie es nannte. Es fiel mir quasi wie Schuppen von den Augen und irgendwie spüre ich, dass das die Wahrheit ist.

Was nun? Natürlich sagen mir alle, dass ich unbedingt einen Abschluss oder eine Ausbildung brauche und wie gesagt, mein Kopf zwingt mich gewissermaßen sogar dazu. Dennoch macht sich bei all den klugen Ratschlägen keiner die Mühe, darüber nachzudenken, ob studieren eigentlich noch das Richtige für mich ist. Kann ich nicht zur Not auch noch in 5 Jahren mit der Uni anfangen? Vielleicht ist jetzt einfach nicht meine Zeit, ich weiß es nicht.
Momentan kann ich sehr gut von meinem Blog leben und investiere wirklich meine komplette Zeit in mein Wachstum und Management. Innerlich schaffe ich es einfach nicht, mich mehrere Stunden am Tag auf etwas anderes zu konzentrieren, weil ich es unbewusst ganz einfach nicht will! Nicht jetzt, wo ich die Chance meines Lebens habe, meinen Traum zu verwirklichen. Wenn ich jetzt nicht dran bleibe, werde ich es nie schaffen.

Warum legen alle immer so viel Wert darauf, was auf irgend einem dämlichen Papier steht? Wie oberflächlich sind die Menschen, nur auf eine vermeintliche niedergeschriebene Qualifikation zu achten? Bin ich für ein Unternehmen mit meinen Erfahrungen, die ich als Journalistin, öffentliche Person, Fotografin, Managerin, Geschäftsfrau, Social Media Managerin usw. gesammelt habe, nicht viel wertvoller als jemand, der sich mit Morphemen auskennt? Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis man sich von dieser engstirnigen Kategorisierung löst und hinter die Fassade der Menschen blickt. Meiner Meinung nach ist das einfach nicht mehr zeitgemäß, wir leben schließlich im 21. Jahrhundert. Die ganze Welt hat sich weiterentwickelt, aber das Bildungssystem ist seit 200 Jahren das gleiche. Keiner fördert die individuellen Talente eines Kindes, aber wir alle haben Ahnung von Stochastik, Gedichtinterpretationen und Neurobiologie. Ja, ich zweifle daran, dass das System das richtige ist, aber gleichzeitig weiß ich, dass ich nun mal hier lebe und mich dem anpassen muss. Muss ich das? Ich weiß es nicht…

 

Rock hier kaufen*

*Werbelink