Franziska Elea

Follower kaufen – macht das eigentlich Sinn?

Letzten Monat war ich zu Besuch auf dem Press Day einer wirklich guten, renommierten PR Agentur in München. Diese ist unter anderem zuständig für das Marketing eines Designers – nennen wir ihn mal K. – den ich persönlich sehr gerne mag und ein paar der Umhängetaschen, die in der kommenden F/W Saison erscheinen, hatten es mir besonders angetan.
Ich fragte demnach die zuständige PR-Dame, ob eine Zusammenarbeit mit diesem Designer als Blogger möglich ist und wie eine solche Kooperation gegebenenfalls abläuft. Es hieß, dass man sich gerne mal das ein oder andere Teil ausleihen kann, aber um eine solche Tasche zu behalten, muss man mindestens 50k Follower auf Instagram haben. Meine Antwort darauf war: „Okay, also wenn ich mir jetzt noch schnell 15 000 Follower kaufe, darf ich die Tasche behalten, richtig?“ Daraufhin lachten die Angestellten der Agentur und mir wurde klar, dass sie wirklich nicht ahnten, wie es heutzutage auf solchen Plattformen zugeht. Deshalb erwiderte ich, dass das ja gar nicht so unüblich sei und woher sie denn wüssten, dass die 50k Follower eines Bloggers, der als „groß genug“ empfunden wird um mit K. zu kooperieren, alle echt sind? Die Antwort, die ich daraufhin bekam, brachte mich so sehr zum Nachdenken, dass ich gerade beschlossen habe, darüber zu schreiben: „Na davon gehen wir aus, sowas macht doch keiner…“

In dieser Branche herrscht anscheinend echt noch eine Menge Aufklärungsbedarf und ich möchte die Agentur auf keinen Fall in ein schlechtes Licht rücken, denn ich bin begeistert von deren Arbeit und liebe die Vielfalt, die einem dort geboten wird. Trotzdem war ich schockiert davon, dass ich erst einmal erklären musste, dass sich geschätzt 70% aller „Blogger“ schon mindestens einmal ein paar Follower gekauft haben.

Wenn ich einen großen Account inspiziere (ohja, so würde ich das nennen), frage ich mich zuerst: Warum hat diese Person so viele Follower? Wenn ihre Fotos nicht inspirierend sind oder besonders aus der Masse herausstechen, gehe ich erst einmal davon aus, dass die 30k oder 60k nicht echt sind. Um sicherzugehen schaue ich dann, wer die Fotos dieser Accounts liket und kommentiert. 50k Follower und 5 Kommentare pro Bild? Da stimmt was nicht. 20k Abonnenten und 200 Kommentare, die lediglich aus „wie schön“, „wow“, „love your style“ bestehen (sogenannte Supporter Gruppen sind stark im Trend)? Kommt auch nicht hin. Jedes 3. Like kommt von einem privaten Account mit 10 Abonnenten und 29048938 Abos? Da stimmt erst recht was nicht.

Natürlich gibt es aktivere und passivere Follower und man muss wirklich jedes mal individuell und genau hinschauen. Ich muss sagen, dass mein Like-Follower-Verhältnis mit zunehmender Größe meines Accounts abnimmt, was aber völlig normal ist. Die Engagement Rate (quasi das Like-Follower-Verhältnis) liegt bei kleinen Accounts oft bei 10% oder mehr, wohingegen Justin Bieber nur noch um die 2% aufweist – das kann man alles auf Seiten wie influencerdb.net herausfinden.

Ich habe mich wirklich lange und intensiv mit Instagram und Social Media generell beschäftigt und denke, dass ich ein bisschen einschätzen kann, was echt ist und was nicht. Oft ist es aber auch so, dass sich eine Person Follower kauft, selbst aber auch einen tollen Content (=Beiträge) produziert und dadurch einfach schneller größer wird. Wer folgt nicht eher einem Profil mit 20k Abonnenten als einem mit 2k? Wenn man erst mal 100k hat, interessiert es ja kaum mehr jemanden, ob 10k davon gekauft sind oder nicht… Komplexes Thema.

Im Laufe der Zeit werden auch die Firmen dahinter kommen und glaubt mir, ich werde jetzt auf jedem Press Day jedem PR Menschen erzählen, wie man herausfindet ob ein Account echte oder falsche Abonnenten hat und ich bin sicher: Am Ende wird die Gerechtigkeit siegen : D
Investiert das Geld lieber in eine ordentliche Kamera, verbessert euern Feed, analysiert eure Zielgruppe und seid aktiv (mehr Tipps im Workshopformat gibt’s auf meinem YouTube Kanal).

 

30.10.16: Ich habe mittlerweile neue, bahnbrechende Erkenntnisse gemacht und einen 2. Teil des Beitrags hier veröffentlicht 🙂

01.01.17: 8 Wege um auf Instagram berühmt zu werden findet ihr hier!