Der Struggle mit den Fotos

Heute bin ich richtig happy mit meinen Shootingergebnissen. Das ist wahrlich eine Seltenheit, denn eigentlich denke ich mir nach fast jeder Foto Session „du hättest doch einen anderen Rock anziehen sollen“, „warum warst du so unkonzentriert“, „wie fett kann man in dem Oberteil eigentlich aussehen“ oder „ich muss dringend zum Frisör und lernen, wie man Lidschatten richtig aufträgt“. Ich denke ihr wisst, was ich damit sagen will: „Künstler“ sind mit ihren Ergebnissen eigentlich NIE zufrieden (ich bin mal so frei und zähle mich auch dazu).

Das Schlimme ist, dass ich ja eigentlich auch allen Grund dazu habe. Wie das Ganze funktioniert und was man alles beachten muss, lernt man erst durch jahrelange Erfahrung. Selten passen Outfit, Location, Belichtung, Retusche, Bildqualität, Perspektive usw. so gut zusammen, dass am Ende ein wirklich schönes Bild dabei rauskommt und das muss man sich Schritt für Schritt erarbeiten. Meistens haben wir schlicht und ergreifend gar nicht erst die Voraussetzungen, um zu wirklich tolle Bilder zu produzieren.
Nun, was haben wir dieses Mal anders gemacht? Um euch zu verdeutlichen, wie viel Arbeit hinter diesen annähernd zufriedenstellenden Ergebnissen steckt, will ich euch heute einmal erklären, wie so ein Foto entsteht:

 

 

Diana und ich wollten eigentlich endlich mal in einem Blumenmeer shooten, also haben wir gegooglet und andere Leute gefragt, wo wir in der Nähe ein solches blumiges Feld finden könnten. Da wir zu keinem annehmbaren Ergebnis gelangten und Dianas Freund G. sich anbot, ein Auto zu mieten und mit uns ins Umland zu fahren, nahmen wir diesen Vorschlag dankend an. Wir wollten auf gut Glück durch die Gegend cruisen und an einer passenden Stelle Halt machen – G. war sich sicher, dass wir da draußen einige Möglichkeiten finden würden.

Gut, also was ziehe ich an für ein Blumenfeld (hoffentlich wir es mal) Shooting? Ich hatte ein Bild im Kopf, wie das Ganze am Ende aussehen sollte und bin demnach los, um mir bei H&M ein passendes Kleid zu kaufen. Wie ihr seht, habe ich eins gefunden & zur Not noch 2 andere (ich nenne sie Backup Kleider) mitgenommen, falls das rote nicht passt.

Ich wusste: Wenn wir nachmittags bei voller Sonneneinstrahlung auf einem Feld fotografieren, wird das mit dem natürlichen Licht problematisch. Also packte ich einen riesigen, selbstgebastelten Reflektor aus Styropor und Spiegelfolie (aus dem Baumarkt :P) ein sowie eine Tasche, passende Schuhe, Schmuck und meine Kamera. Mein Make Up sollte dezent aber exakt sein, also sprang ich am Sonntag morgen unter die Dusche, schminkte mich 1 Stunde lang und lockte weitere 40 Minuten meine Haare; glatt und platt würde dem Kleid und der (hoffentlich schönen) Location am Ende einfach nicht gerecht werden.

Dann kamen auch schon G. und Diana mit ihrem 5-jährigen Sohn Noah im Schlepptau, um mich einzusammeln. Hazel nahm ich zwischen mich und den Kleinen auf den mittleren Sitz und los ging’s. Fast – vorher mussten wir meinen Reflektor noch ein wenig kürzen, da er nicht in den Kofferraum passte 😀
Nach fast einer Stunde Fahrt und ewigem Rumgesuche stellten wir fest, dass das mit den Blumen wohl nix werden würde (OH NO, ich hatte es geahnt).
Wir fanden zwar Felder mit Blumen zum selber Schneiden, jedoch waren die meisten schon abgeerntet und ein grün-brauner Acker mit 3 Blüten machte als Hintergrund einfach nicht so viel her.
Okay, schnell umdisponieren: Eigentlich könnten wir uns auch ins Maisfeld da vorne stellen und es einfach mal versuchen – stundenlange Vorbereitungen soltlen nicht umsonst gewesen sein. Gesagt, getan. Das Gras war hoch und stachelig, Bremsen und Mücken drohten uns nach 5 Min aufzuessen, aber wir hielten durch.

 

 

Ich stellte mich als erstes in die Sträucher und wir nahmen gleich Dianas Kamera (Canon 6D mit 85mm Objektiv) her, da meine bei den Verhältnissen wahrscheinlich sowieso versagen würde (habe NOCH eine Canon 700D mit 50mm). Wir brachten G. bei, wie man einen Reflektor richtig hält, sodass die Spiegelseite von unten das Gesicht ausleuchtet und das Styropor nicht auf dem Bild sichtbar ist. Er war etwas unkonzentriert, Dianas Sohn lief – wenn man nicht aufpasste – ständig durch’s Bild und mein Hund aß mindestens 5kg Gras.
Ich versuchte, mich zu konzentrieren, Ganzkörper Shots konnte man sowieso vergessen, also gleich amerikanische Portraits, vertikal. Kurz raus aus dem Feld, Fotos und Einstellungen checken – ja passt, Photoshop wird das schon retten. Wieder ins Maisfeld, es juckt, überall Insekten. Zähne zusammenbeißen, der Schweiß läuft mir aus den Kniekehlen, muss was trinken.
G. will endlich fertig werden und hält den Reflektor schief. Okay, wir hatten zwar noch nicht angefangen und sowas dauert bei uns eigentlich 2h, aber dann beeilen wir uns, schließlich hat er uns auch gefahren. Ich gab alles, was mein Model-Ich zu bieten hatte.

15 Minuten später musste das passen – die ganze Crew hatte schon jetzt genug vom Shooting. Diana war dran. Die gleiche Prozedur, nur dass G. noch etwas unkonzentrierter war als zuvor – Noah begann sich ernsthaft zu langweilen. Wir haben horizontale Shots (Blog Beitragsbilder) vergessen, ich musste nochmal ran.
Eigentlich wollten wir noch ein paar Fotos gemeinsam machen, wenn schonmal eine dritte Person dabei war, die uns fotografieren konnte. Diana gab G. einen Crashkurs in Canon 6D, den Reflektor platzierten wir gekonnt auf dem Boden (jetzt bloß nicht von der Stelle rühren).
Der kleine Noah lief ständig hinter uns ins Bild, mein Hund fraß immer noch Gras. G. machte seinen Job ganz gut, nach 20 Schüssen hatten alle die Schnauze voll und es musste passen. Wenn nicht, haben wir eben Pech gehabt.
Wir schlugen unsere Zelte ab, Hund, Kind, G., Reflektor, Taschen, Kameras und Mückenleichen, die an unseren Kleidern klebten. Der Himmel machte sich zu, Noah wollte aber noch an den See. G. auch. Ich machte eine Instagram Story und stellte fest, dass Diana auf der anderen Straßenseite vor dem grünen Feld und dem blauen Himmel schön aussah. STOP! Wir müssen hier noch schnell ein Foto machen. Ich 20 Schüsse von ihr, sie 20 von mir und endlich zurück ins Auto. Inzwischen lief mir der Schweiß nicht nur aus den Kniekehlen.

 

 

 

Wir fuhren zum See. Hazel kotzte in das Mietauto. Diana holte Tücher, ich entferne das Gröbste, sie den Rest. Noah und G. gingen Richtung Wasser, wir warteten. 5 Minuten später kamen sie wieder – es begann zu regnen. Wir fuhren zurück, gerieten in den Stau. G. warf mich nach ca 90 Minuten Fahrt und einigen Meinungsverschiedenheiten am Stachus raus, ich fuhr mit der Sbahn weiter. Konnte den Reflektor nicht tragen (weil Hund, Rucksack, fette Erkältung und blank liegende Nerven). Diana, G. und Noah gingen eine Pizza essen, ich ging heim zu meinem Freund und schminkte mich ab. Diana kam und brachte mir mit dem Auto den Reflektor.

Ich schaue mir die Fotos auf dem PC an und stelle fest, dass Noah auf dem einzig brauchbare Bild von Diana und mir zwischen den Sträuchern deutlich zu sehen ist. Dann muss ich mir wohl beibringen, wie man ein Kind auf dem Maisfeld rausretuschiert und die eigentliche Arbeit beginnt erst.

Es war ein relativ normaler Shootingtag und wir hatten Glück, einen Assistenten dabei zu haben. Ich liebe meinen Job – really! 🙂

 

 

Kleid: H&M
Hut: Pimkie (PR Sample)
Tasche: Furla
Schmuck: H&M, Elli Jewelry (PR Sample)

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23 Discussion to this post

  1. Ulla sagt:

    Also ich finde die Bilder alle sehr gelungen. Und ein gewisses Maß an Selbstkritik ist gut, aber nur wer sich selbst liebt sieht auf Fotos toll aus (Sagt mein Fotograf immer!)

  2. Any sagt:

    Ich finde die Bilder ehrlich so unfassbar schön! Großartig.

    Liebst,
    Any | Echo Of Magic

  3. Kostantina sagt:

    Die Bilder sind sehr schön geworden. Ich hatte mal vor Jahren auch mitten auf einem Blumen Feld Fotos gemacht! Allerdings war es bei mir ziemlich spontan als bei euch 🙂 Sind irgendwo auf meinem Blog zu sehen.
    LG
    Kostantina
    http://evasgirlblog.blogspot.de/2015/10/secret-garden.html

  4. nathalie sagt:

    die bilder sind wirklich toll geworden und beim text musste ich echt lachen!
    genau SO sehen shootings bei mir auch immer aus 😀 😀
    LG*

    Nathalie von Fashion Passion Love ♥

  5. Sehr cool geschrieben Franzi ??? Sehr witzig ? Du hast so recht. Lg

  6. Serena sagt:

    Hallo liebe Franziska!
    Ich LIEBE diesen Blogbeitrag! Wunderbar ehrlich und megawitzig geschrieben 🙂
    Und mir kommt alles ZU bekannt vor ???
    Daher kann ich dich in allem ziemlich gut verstehen;-)
    Aber liebe Franziska, die Fotos sind wunderschön geworden und man merkt nichts von alldem wie es tatsächlich war an ? Es sieht nämlich nach einem megaentspannten, tollen Sommertag aus ?
    Ihr seht bezaubernd aus?

    Liebe Grüße, Serena

    https://modecocktail.com

  7. Cat sagt:

    Oh man, vielen Dank für diesen lustigen und sehr interessanten Post; ich liebe so Behind the scenes-eindrücke.

    Könntest du vielleicht mal einen Post machen, was du alles bei outfitfotos beachtet (kamrraeinstellungen, location, licht,outfit. ..)

    LG

    • Franziska Elea sagt:

      Gern geschehen 🙂 Ich mache gerade eine YouTube Video Reihe zu all diesen Themen, das Video über Fotografie kommt bald, als nächstes zeige ich euch mein ganzes Equipment (auch Kamera, Lichtbox usw).. Hoffe das hilft dir :**

  8. Ethen Hall sagt:

    you look beautiful in this dress.
    Regards.
    Savecatch.com

  9. alex dainel sagt:

    What a superb look ..
    Regards
    Yourwisedeal.com

  10. Jared waisner sagt:

    Honestly pictures so incredibly beautiful.! Great
    Regards
    Somethingoff.com

  11. Sarah sagt:

    So tolle Bilder. Top Qualität. Der Hintergrund ist sehr kreativ ausgewählt!

  12. Antonia sagt:

    Puh ich habe den Post gerade durchgesuchtet und halber das Atmen vergessen! Er war super spannend und die Ergebnisse sind soo schön! Die Location passt perfekt zu deinem Outfit 🙂

    Liebe Grüße
    Antonia von https://www.on-twos-own.com

  13. Andrea sagt:

    Die Bilder sind so toll geworden!!

  14. Melanie sagt:

    Tolle Fotos und tolle Outfits.

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